zur Ausstellung

NZZ am Sonntag

Gerhard Mack

...zu der Ausstellung in der Kunsthalle Winterthur in der Ausgabe vom 26.6.2005

Eigentlich ist der Oberlichtsaal der Kunsthalle Winterthur so wohlproportioniert, dass man sich darin auch ohne Kunst aufhalten könnte. Oder vielleicht noch bereit ist, Bilder an den Wänden zu betrachten. In keinem Fall jedoch weckt er die Erwartung, eine Farbfläche in Knallorange sollte von der Decke bis nach unten fliessen, Wand und Boden unter sich bedecken und so knapp vor der gegenüberliegenden Wand aufhören, dass die Besucher gerade noch darum herum laufen können. Vielleicht hat sich Reto Boller genau deshalb für diesen Eingriff entschieden. Der 1966 geborene Zürcher gehört zu den interessantesten Schweizer Künstlern seiner Generation, weil er Malerei an ihre Grenzen und zu dem Ort in Beziehung bringt, an dem sie zu sehen ist. Die orangefarbene Folie macht Wand und Boden des Raums zu ihrem Hintergrund wie das Sujet eines Bildes und zieht sich gleichzeitig in sie zurück. So entsteht ein kaum entwirrbares Zusammenspiel, das vier klassischere Arbeiten in der Ausstelung variieren.Wenn etwa abgerundete Aluminiumplatten auf einen Lattenrost an der Wand montiert sind und ihre mit Buntfolie beklebte Rückseite rosa abstrahlt, schaffen die Farbschatten einen Zwischenraum aus Relief und Malerei, aus Andeutung und Setzung, der sich einer Festlegungentzieht.